Inside: Interview Miriam Kliebisch Teil 1

Miriam Kliebisch Hebamme in Idar-Oberstein

Berufung, Atmosphäre, Hingabe und Loslassen: Was es mit diesen Schlagworten in Bezug auf die Tätigkeit einer Hebamme auf sich hat, zeigen die folgenden Zeilen…

Warum bist du Hebamme geworden?
Während meiner Abiturzeit habe ich eine Hebamme kennengelernt. Sie hat mir als Mensch sehr imponiert, weil sie eine so ruhige gelassene Ausstrahlung hatte und mit ihrem Beruf sehr erfüllt zu sein schien. Sie hat mir viel über den Beruf der Hebamme erzählt und die vielfältigen Tätigkeitsfelder aufgezeigt. Kurzerhand habe ich das geplante Studium ad acta gelegt und ein Praktikum bei ihr in der Klinik absolviert. In dieser Zeit habe ich zunehmend bemerkt, dass auch mich dieser Beruf erfüllen kann. Ich liebe es mit Menschen zu arbeiten und finde es faszinierend, unterschiedlichen Lebensweisen, Kulturen und Weltanschauungen zu begegnen und diesen Menschen, zusammen mit ihren Kindern, einen guten Start in ihr Leben als Familie zu ermöglichen.
Meine Vorstellung von dem Berufsbild Hebamme zu dieser Zeit, ist aus meiner heutigen Sicht natürlich sehr unvollständig gewesen und ich war mir der Bedeutung dieses Berufes und der Verantwortung für die mir anvertrauten Neugeborenen, Schwangeren und Familien nur teilweise bewusst. Die Berufserfahrung und meine eigene Lebenserfahrung ließen diesen Beruf zur Berufung werden und erfüllen mich täglich neu mit großer Zufriedenheit und Achtung vor dem neugeborenen Leben.

Ist es ein Vorteil als Hebamme selbst Kinder zu haben?
Auf diese Frage kann ich nur für mich persönlich antworten: JA! Die Geburten meiner Kinder haben einen großen Einfluss auf meine weitere Berufsausübung gehabt. Ich würde fast sagen, dass sie mich zu der Hebamme gemacht haben, die ich heute bin. Die Geburt eines Kindes ist eine Erfahrung im Leben einer Frau, die absolute Hingabe und ein Loslassen erfordert. In der heutigen Zeit glauben wir, dass wir alles kontrollieren können und müssen. Aber das wirkliche Leben ist alles andere als planbar. Leben erfordert Vertrauen, Mut und Wagnis, Zuversicht und liebevolle Weggefährten. Ich habe mich während meiner Geburten als sehr stark und kraftvoll erlebt, aber auf der anderen Seite als verletzlich und schutzbedürftig. Meine Kinder sind zu Hause zur Welt gekommen. An meiner Seite hatte ich Hebammen, die mich einfühlsam unterstützt haben.
Ich wünsche allen Frauen, dass sie in ihre eigene Kraft kommen und angstfrei gebären können. Das versuche ich allen Schwangeren in meinen Geburtsvorbereitungskursen und während der Betreuung in der Schwangerschaft zu vermitteln. Ich möchte ihnen eine Atmosphäre bieten, in der sie sich beschützt, gestärkt und mutig fühlen können! Denn Geburt ist Leben pur!

Mütter erinnern sich oft ein Leben lang an die Stunden im Kreißsaal. Ist das für dich Alltag? Bleibt etwas hängen?
Alltag wird eine Geburt nie! Man kann immer noch den Zauber der Ankunft eines neuen Erdenbürgers spüren. Natürlich stellt sich im Laufe der Berufsjahre eine gewisse Professionalität ein, die auch wichtig ist, um Geburten empathisch und sicher zu begleiten! Auch als Hebamme lasse ich mich immer wieder neu auf die anvertrauten Menschen ein und begleite sie auf einem Stück ihres Lebensweges (viele sogar mehrmals;-)), so dass es auch für mich immer ein einzigartiges Erlebnis ist! Natürlich bleiben mir viele Erlebnisse in Erinnerung – positive, aber auch traurige Begebenheiten. Auch diese Seite gehört zu meinem Beruf dazu. Auch dann bin ich für Menschen da. So werden auch diese Menschen ein Teil meines Lebens, so dass ich viele von ihnen in meinem Herzen habe. Da wären wir wieder beim Thema Berufung!

Der nächste Teil des Interviews folgt im März.